Liebeslügen. Roman by Fern Kupfer

Liebeslügen. Roman by Fern Kupfer

Autor:Fern Kupfer [Kupfer, Fern]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105608333
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-12-21T16:00:00+00:00


17

Zwei Frauen kamen aus der Kneipe, sie lachten und hielten sich gegenseitig fest, eine von ihnen rempelte Frank an, als er die Tür aufhielt. »Entschuldige, Schätzchen«, sagte sie und fing wieder zu lachen an.

Frank war das letzte Mal vor acht Monaten in The Hull, als Bobby für Mark, bevor dieser nach Deutschland ging, eine Abschiedsparty schmiss. Zu der Gruppe gehörten Frank und Grandpa Rhodes, ein paar von Marks alten Kumpeln aus der High School sowie einige von Bobbys Kollegen aus dem Bautrupp, bei dem er arbeitete, bevor er wegen Stellenabbaus seinen Job verlor. Alle ließen sich voll laufen bis zum Rand, ausgenommen Frank, der 7UP mit Limone trank, und Grandpa Rhodes, der nach einem Bier prompt am Tisch einschlief.

In jener Nacht fuhr Bobby sein Auto zu Schrott, indem er voll durchs Wohnzimmerfenster von Archie Cook, dem Bürgermeister von Grandview, rauschte. Es handelte sich um eine ganz neu eingebaute Panoramascheibe. Bobby sagte, er hätte die riesige dunkle Glasfläche im Haus des Bürgermeisters für eine Autobahnausfahrt gehalten. Archie Cook, der sich zum Glück mit seiner Frau weitab vom Schuss im Schlafzimmer im hinteren Teil des Hauses befand, war alles andere als erfreut. Ebenso wenig wie Frank. Es war bereits zum zweiten Mal, dass Bobby unter Alkoholeinfluss einen Unfall baute, und die Geschichte stand auf der ersten Seite der Grandview Tribune. Frank war zwar als junger Mann auch so manches Mal in angetrunkenem Zustand Auto gefahren, doch er hatte nie etwas angestellt, was der Familie Schande gemacht hätte. Bobby musste zwei Wochen ins Gefängnis. Es nutzte ihm nichts, dass er Frank Rhodes’ Sohn war, er wurde behandelt wie jeder andere. Als er herauskam, schien Bobby genauso verantwortungslos und unreif wie zuvor.

Heute Abend war Ladys Night in The Hull. Bis zehn Uhr waren für Damen alle Getränke umsonst. Als Frank kam, sah er sie aufgereiht an der Theke sitzen: Frauen in zu engen Hosen, die zu viel getrunken hatten und dasaßen wie Hühnchen, die gerupft werden wollten.

Jetzt fanden sich auch die Männer langsam ein: Arbeitertypen, die Gesichter unter ihren Baseballmützen zerfurcht und wettergegerbt; ehemalige High-School-Sportler; ein paar andere noch im Anzug – vermutlich Vertreter aus dem gegenüberliegenden Holiday Inn.

Frank erblickte Brian Potts hinter der Theke, ein hoch gewachsener Kerl, wohl an die eins neunzig groß, mit einem Nacken wie ein Stier und braunem kurz geschnittenen Haar, das an den Seiten bis auf die Kopfhaut abrasiert war. Potts trug eine gestreifte Zapferschürze und ein weißes T-Shirt mit aufgerollten Ärmeln. Seine Bizepse sahen aus wie kugelige Steine.

Brian Potts war mit Bierzapfen beschäftigt, wobei er die Krüge mit viel Geschick den hölzernen Tresen entlangschlittern ließ. Frank blieb eine Weile in der Tür stehen und sah sich um, bevor er zur Bar hinüberging.

Da kein Barhocker frei war, lehnte sich Frank an das eine Ende des Tresens, gleich neben einer nicht mehr ganz jungen Frau in weißen Hosen und einer weit ausgeschnittenen gelben Bluse. Sie rauchte eine dieser langen braunen Zigaretten, und nachdem sie ihren Rauch herausgeblasen hatte, lächelte sie Frank müde an. »Ziemlich voll heute«, sagte sie mit der monotonen Stimme einer Frau, die vom Leben enttäuscht worden war.



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